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Bis zu ihrer Vertreibung im Jahr 1938 spielten Eisenstädter Jüdinnen und Juden im Geschäftsleben der Stadt eine ebenso bedeutende wie vielfältige Rolle. Noch für das Jahr 1938 sind mehr als 50 Geschäfte jüdischer EisenstädterInnen dokumentiert - eine Auswahl:
Gebrüder Breuer, Lebensmittelhandlung, Antonistraße 23
Theresia Deutsch, Wolle & Handarbeiten, Hauptstraße 32
Emanuel Heksch, Bürstenbinder, Pfarrgasse 13
Hirschl und Oesterreicher, Buchdruckerei, Hauptstraße 28
Josef Klein, Uhrmacher & Juwelier, Hauptstraße 24
Maria Klein, Fotogeschäft, Beim alten Stadttor 9
Ignaz Moses, Bäckerei, Wertheimergasse 11
Eugen Schneider, Schuhhandlung, Hauptstraße 9
Klara Simon, Trafik, Schubertplatz 7
Viktor Spiegel, Fahrradhandlung, Joseph-Haydn-Gasse 30
Karl Ungar, Lederhandlung, Fanny-Elßler-Gasse 3
Salomon Weiner, Kaffeehaus, Hauptstraße 22
Sigmund Zehngut, Friseur, Unterberg-Eisenstadt 8
(aus: Klampfer 1965. S. 56ff.)
In dieser Tradition jüdischer Geschäftsmänner und -frauen steht heute allein noch bzw. stand bis vor Kurzem das von Oskar Schiller begründete "Kleiderhaus Schiller", Fanny-Elßler-Gasse 4-6.
Der Eisenstädter Oskar Schiller, Jahrgang 1918, floh vor den Nationalsozialisten nach Bratislava, ehe er in das Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert wurde. Er war einer der wenigen jüdischen Rückkehrer nach Eisenstadt nach 1945, wo er ein Textilgeschäft - eben das "Kleiderhaus Schiller" - eröffnete. Nach dem Tod Oskar Schillers 2005 übernahm sein Enkel Patrick Frankl (geb. 1978) die Geschäftsführung - und erbte damit quasi auch den traditionellen Titel "Schillerjud":
Patrick Frankl, im Gespräch mit Johannes Reiss»Ich kenne noch gut den Satz und höre ihn noch manchmal von Stammkunden: 'Wennst ein Arbeitsgwandl suchst, gehst zum Schillerjud'. Ich finde das aber ganz ok so und identifiziere mich [mit] dem 'Schillerjud'!«
Das "Kleiderhaus Schiller" schließt/schloss Ende Juni 2012
Christof Habres/Elisabeth Reis: Jüdisches Burgenland. Entdeckungsreisen. Wien 2012. bes. S. 54-59.
Josef Klampfer: Das Eisenstädter Ghetto. [Burgenländische Forschungen. H. 51.] Eisenstadt 1965. bes. S. 56ff.