Die Sieben Gemeinden

Die ersten jüdischen Spuren auf dem Gebiet des heutigen Burgenlandes stammen aus dem 13. Jahrhundert. Der Beginn einer kontinuierlichen jüdischen Besiedlung ist jedoch erst ab dem zweiten Drittel des 17. Jahrhunderts zu verzeichnen. 

Am bekanntesten unter den jüdischen Gemeinden des Burgenlandes, das bis 1921 zu Ungarn gehörte, sind die sogenannten Sieben Gemeinden: Eisenstadt, Mattersdorf (seit 1924 Mattersburg), Kittsee, Frauenkirchen, Kobersdorf, Lackenbach und Deutschkreutz. Diese sieben Gemeinden im heutigen nördlichen und mittleren Burgenland standen unter dem Schutz der mächtigen Familie Esterházy und werden hebräisch ›Scheva Kehillot‹ (›Sieben-Gemeinden‹) genannt.

Um die Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden auf dem Gebiet des heutigen Südburgenlands unter dem Schutz der Fürsten bzw. Grafen Batthyány die drei jüdischen Gemeinden Rechnitz, Stadtschlaining (Nachfolgegemeinde Oberwart) und Güssing, sowie die auf heute ungarischem Boden liegenden zwei Gemeinden Körmend und Nagykanizsa. 

Wenn gesagt wird, dass die Juden unter dem Schutz der beiden fürstlichen/gräflichen Häuser standen, so muss erwähnt werden, dass dies nur unter der Bedingung von Schutzgebühren, welche die Juden zu zahlen hatten, geschah. Auf Vertragsbasis wurden die Rechte und Pflichten der jüdischen Untertanen in sogenannten Schutzbriefen, welche nach Ablauf auch immer wieder erneuert werden mussten, festgehalten.

Nach der Revolution von 1848, welche als Ziel die rechtliche Gleichstellung aller Staatsbürger hatte, und dem Ende der Schutzjudenschaft eröffnete sich für manche jüdische Gemeinden die Möglichkeit zur völligen politischen Autonomie. Die jüdische Gemeinde Unterberg-Eisenstadt konnte ihre politische Autonomie als einzige Gemeinde bis 1938 aufrechterhalten.

Um die Mitte des 19. Jahrhunderts lebten auf dem Gebiet des heutigen Burgenlandes etwa 8.500 Juden. 1921 waren es ca. 3.000 Juden und somit 1,2% der Gesamtbevölkerung des gesamten Burgenlandes.